facharzt - PERSÖNLICHKEITSST.
   
  Index
  DIAGNOSTIK PSYCHISCHER STÖRUNGEN BEI KINDERN UND JUGENDLICHEN
  GEISTIGE BEHINDERUNG
  AUTISMUS
  SCHIZOPHRENIEN
  HIRNSTÖRUNGEN
  HYPERKINETISCHE STÖRUNGEN
  BEWEGUNGSST.
  STÖRUNGEN DER SPRACHE UND DES SPRECHENS
  LERNSTÖRUNGEN
  ANGSTSTÖRUNGEN
  AFFEKTIVE STÖRUNGEN
  ZWANGSSTÖRUNGEN
  BELASTUNGS- UND ANPASSUNGST.
  PSYCHISCHE STÖRUNGEN MIT KÖRPERLICHER SYMPTOMATIK
  STÖRUNGEN DES SOZIALVERHALTENS
  SUBSTANZMISSBRAUCH
  DEPRIVATIONSST.
  PERSÖNLICHKEITSST.
  SEXUELLE STÖRUNGEN
  SUIZIDALITÄT
  Piaget
  PSYCHODIAGNOSTIK
  Psychopathologie
  EBM
  Medikation
  ADHS
  ANTIDEPRESSIVA
  ANTIKONVULSIVA
  ANTIPSYCHOTIKA
  ANXIOLYTIKA
  MOODSTABILIZER
  TIC
  HYPNOTIKA
  OPD-KJ
  Gesetzliche Grundlagen
  Kindschaftsrecht
  PSYCHOPHARMAKA
  PUB MED

 

22 PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNGEN
 
22.1.1DEFINITION
tiefverwurzelte, anhaltende Verhaltensmuster mit starren Raktionen auf unterschiedliche persönliche und soziale Lebenslagen
deutliche Normabweichungen hinsichtlich Denken, Wahrnehmungen, Fühlen und interpersonalen Beziehungen
keine Konzepte einer normalen Persönlichkeit, die den Hintergrund für die Ableitung von Störungen bilden könnte
Koexistenz mehrer Persönlichkeitsstörungen zeigt sowohl tatsächliche Komorbidität als auch eine Schwäche des Klassifikationssystems
Gruppierung einzelner Symptome zu diagnostische Einheit
Konzeption von stabilen und weitgehend fixierten Verhaltensmustern in Widerspruch zu Entwicklungsgedanken, der die Kinder- und Jugendpsychiatrie sehr zentral bestimmt > von Diagnose einer Persönlichkeitsstörung nur spärlich Gebrauch
Ungünstiges Temperament (Emotionalität, Aktivität, Soziabilität) möglicherweise prädisponierend für Persönlichkeitsstörung, zusätzliche Bedienungselemente aus lebensgeschichtlichen und situativen Kontext
 
22.1.2 KLASSIFIKATION
geringe Anwendbarkeit für Kindesalter, erst für fortgeschrittene Adoleszenz gewisse Relevanz, erste Manifestation bereits in Kindheit und Jugendalter, Diagnosestellung vor dem 16/17 LJ. wahrscheinlich nicht angemessen
·         F60.0 Paranoide PS
·         F60.1 Schizoide PS
·         F60.2 Dissoziale PS
·         F60.3 Emotional instabile PS
o   F60.30 Impulsiver Typus
o   F60.31 Borderline Typus
·         F60.4 Histrionische PS
·         F60.5 Anankastische PS
·         F60.6 Ängstliche (vermeidende) PS
·         F60.7 Abhängige PS
·         F60.8 Sonstige spezifische PS
·         F60.9 Nicht näher betzeichnete PS
·         Kombinierte PS
 
 
 
Kriterien:
·         Deutliche Unausgeglichenheit in den Einstellungen und im Verhalten in mehreren Funktionsbereichen (Affektivität, Antrieb, Impuskontrolle, Wahrnehmen, Denken, Beziehungen zu anderen)
·         Auffällige Verhaltensmuster andauernd, gleichförmig und nicht auf Episoden psychischer Krankheiten begrenzt
·         Beginn in Kindheit und Jeugendalter, manifestieren sich im Erwachsenenalter
·         Subjektives Leiden, manchmal erst im späteren Verlauf
·         Deutliche Einschränkungen der beruflichen und sozialen Leistungsfähigkeit
 
 
22.1.3 THERAPIE UND VERLAUF
 
therapeutisch nur begrenzt korrigierbar, keinen therapeutischen Nihilismus!
 
Multimodaler Therapieansatz:
·         Psycho- und Verhaltenstherapie: Möglichkeiten der Realitätsprüfung, Aufbau reiferer Abwehrmechanismen, direktives Vorgehen mit klarer Grenzziehung
·         Begleitende Eltern- und Familienberatung
·         Psychopharmaka:
o   Psychomotorische Unruhe, akute Affektdurchbrüche
§ Antipsychotika (z.B. Atypika)
§ Benzodiazepine
o   Impulsivität, Selbst und Fremdaggression
§ SSRI
§ Antipsychotika
§ Stimmungsstabilisatoren
o   Psychotiforme Symptome, Derealisation, kognitive Störungen
§ Antipsychotika
o   Ängstlichkeit, Depressivität und Affektlabilität
§ SSRI
§ Andere Antidepressiva
§ Benzodiazepine
§ Stimmungsstabilisatoren
 
Verlauf:
·         Im Erwachsenenalter erhöhte Prävalenzraten für Angststörungen, affektive Störungen, disruptive Störungen einschließlich Gewalt und Kriminalität, Suizidalität
·         Längerfristige Therapien unter Einsatz pädagogisch-institutioneller Maßnahmen möglicherweise prognostisch günstigeren Effekt
·         Wahrscheinlichkeit Persönlichkeitsstörung im Erwachsenenalter (trotz tendenziellen Abnahme) beträchtlich
·         Borderline-Störung in der Kindheit > Reihe von PS im Erwachsenenalter
 
 
22.2 BORDERLINESTÖRUNGEN
 
22.2.1 DEFINITION, KLASSIFIKATION UND HÄUFIGKEIT
 
Psychoanalyse: Grenzbereich jenseits der sog. Psychoneurotischen Störungen, gleichwohl noch nicht der Psychose zuzurechnen
 
Defisizite in der Entwicklung adäquater und stabiler Funktionen in den Bereichen: Impulskontrolle, Affektmodulation, Aufmerksamkeit, Kognitionen und Objektbeziehungen
 
Symptome:
·         Intensive, zugleich aber gestörte interpersonale Beziehungen
·         Störungen des Realitätssinnes (Denkstörung)
·         Ausgeprägte frei flottieremnde Angst
·         Impuslives Verhalten
·         Neurotiforme Symptome (heftige unintegrierte Affekte, massive Regression, dissoziative Symptome, autodestruktives Verhalten, Mißbrauch von Alkohol/Drogen, Schul- und Arbeitsstörungen)
·         Ungleichmäßige und gestörte Entwicklung
 
Psychosenahe Symptomatik im ICD-10 nicht abgedeckt, Borderline-Typus Unterform der emotional instabilen PS > Kernmerkmale; Impulsivität, emotionale Labilität, Affektdurchbrüche
 
(F21 Schizotype Störung: psychosenahe Anteil des traditionellen Konzepts der Borderline Störung anderweitig definiert)
 
Häufigkeit:   Prävalenzraten von 0,4-2% in der erwachsenen Allgemeinbevölkerung; für Jugendalter keine repräsentativen Zahlen
 
22.2.2 KLINIK UND DIAGNOSTIK
 
·         Instabile Stimmung
·         Instabile Beziehungsgestaltung (in Beziehungen zu Eltern und Gleichaltrigen > rapide und intensive Wechsel)
·         Impulsives Verhalten (Selbstverletzungen durch Ritzen, Schneiden, Einführen von Gegenständen, Weglaufen, sexuelle Promiskuität, Prostitution)
Identitätskonfusion: provokativem und gleichzeitig regressivem Verhalten Schulleistungen meist beeinträchtigt
Komorbide Störungen:     Depressionen, Angst, PTSD, Substanzmißbrauch, Essstörungen
DD:                 antisoziale PS, HKS (Impulsivität), Affektstörungen (affekt. Instabilität) bis hin zu rapid cycling der bipol. Strg., Asperger Syndrom (soz. u. kommunikat. Defizite)
22.2.3 ÄTIOLOGIE
·         traumatische Erfahrungen (mißhandlung, Vernachlässigung)
·         negative Mutter-Kind-Interaktioneen
·         misshandelndes Verhalten mit seiner Unvorhersehbarkeit und fehlenden Verständlichkeit
Kenntnisse über Entstehung der Störung noch sehr begrenzt
22.2.4 THERAPIE UND VERLAUF
Behandlung ist aufwendig und schierig, häufig institutionell (halb- oder vollstationär) in Einrichtungen der KJP nzw. Jugendhilfeeinrichtungen, stark kontrollierbaren Rahmen
Dialektische Verhaltenstherapie bei Erw. als einzige Intervention empirisch validiert
Annahme der gestörten Affektregulation als Primärproblem; Schwierigkeiten der Beziehungsgestaltung, der Verhaltenskontrolle, der Regulation des Selbstwertgefühls und der Kognition als Konsequenz
Behandlungsprogramm der DBT >multifunktional und multimodal:
1.      Verbesserung von Fertigkeiten durch Training (meist in der Gruppe)
2.      Steigerung der Motivation (meist Einzeltherapie)
3.      Generalisierung (z.B. Coaching über Telefon, Fallmanagement, trainierte Familienmitglieder)
4.      Ausbau der therapeutischen Fertigkeiten (z.B. durch Anwendungskontrolle, Unterstützung, Teamsupervision)
5.      Strukturierung des Umfelds (z.B. durch strukturierte Familiensitzungen
Für Familientherapie fehlen empirische Belege.
Vereinzelt Psychopharmakatherapie mit SSRI, Stimmungsstabilisatoren, intermittierend auch mit Antipsychotika
 
22.3 ABNORME GEWOHNHEITEN UND STÖRUNG DER IMPULSKONTROLLE
22.3.1 DEFINITION; KLASSIFIKATION UND HÄUFIGKEIT
·         F63.0 Pathologisches Spielen: fortgeschrittene Adoleszenz; Grenzen durch wirtschaftliche Abhängigkeit und Unmündigkeit
·         F63.1 Pathologische Brandstiftung (Pyromanie): meist im Rahmen einer Störung des SV
·         F63.2 Pathologisches Stehlen (Kleptomanie): meist im Rahmen einer Störung des SV
·         F63.4 Trichotillomanie: altersüberschreitende, valide Störung der Impulskontrolle
Wiederholte Handlungen ohne vernünftige Motivation, gegen die Interessen dereigenen Person oder anderen Menschen gerichtet und schädigend, Charakter der Unkontrollierbarkeit und des Impulsiven große phänomenologische Ähnlichkeit zu den Zwangsstörungen
Häufigkeit:  nur spärliche Kenntnisse;                                                                                     Langzeitprävalenz für Trichotillomanie 0,6-3,4% geschätzt
22.3.2 KLINIK UND DIAGNOSTIK
·         Drang zur Ausführung der jeweiligen Handlung nicht unter Kontrolle
·         Handlung trotz schädlichen Auswirkung für Betroffene und Umwelt
·         Nach der Handlung meist Spannungsabfuhr, Erleichterung und Entspannung
DD und Komorbidität:
Manie, Srörung des SV, Substanzmißbrauchsstörungen, nicht substanzgebundene Abhängigkeit, emotoionale Störungen, multiimpulsiven Bulimia nervosa (Steheln);
Trichotillomanie:
·         Ausreissen der Kopfhaare, Wimpern oder Augenbrauenmeist bei sitzenden Tätigkeiten (TV, Hü9 oder vor dem Schlafengehen)
·         Beginn häufig im Grundschulalter
·         meist keine Personen anwesend
·         komorbide Störungen: emotionale , Zwangs-, disruptive Störungen
·         DD: Hauterkrankungen (Alopecia arteata), Haarmanipulieren im Rahmen von Stereotypien, wahnbedingtes Herausreissen (Schizophrenie)
22.3.3 ÄTIOLOGIE
Ursachen unbekannt
Trichotillomanie: verschiedene Hypothesen (Störung der frühen Mutter-Kind-Beziehung, familiendynamische Hypothesen mit der Betonung defezitärer familiärer Interaktionen, Stresshypothese, Störungen im serotonergen Neurotransmittersystem)
22.3.4 THERAPIE UND VERLAUF
·         Verhaltenstherapeutische Techniken (systemat. Desensibilisierung, Expositionsverfahren, kognitive Methoden der Selbstkontrolle, Reaktionsumkehr, Überkorrektur, operante Methoden mit Verstärkern)
·         Pharmakotherapie (SSRI, Clomipramin (T))
 
Verlauf:         kaum Informationen; abhängig von koexistenten Störungen und Dauer der Störung; keine Langzeitbeobachtungen
Heute waren schon 4 Besucher (5 Hits) hier!
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden