13 ANGSTSTÖRUNGEN
Charakt. Emotion mit körperl. Symptomen wie motor. Verspannung und vegetativ-autonomen Reaktionen (HF, Schwitzen, Erröten, Erblassen, Kälte, Hitze, trockener Mund,...), gesteigerte Aufmerksamkeit (Vigilanz) und besorgte Antizipation zur Vermeidung angstprovozierender Situationen
· Nicht vorrübergehend
· Für Entwicklungsphase unangemessen
· Starke und anhaltende Beeinträchtigungen
· Normale Entw. beeinträchtigend
· Probleme im sozialen Umfeld
Komorbiditäten: Depressio, Phobie, Zwänge, dissoziale Symptome (mind. 1/3)
Häufigkeit:Angst und Furcht ubiquitäres Phänomen (2-43% aller Kinder); Trennungsängste 1-5%; Generalisierte Angststörung 0,5-3,6%; Soziale Ängste 1-4,6%; Spezifische Phobien 2-6%
ICD-10
· Emotionale Störungen des Kindesalters (F93.0, F93..1, F93.2, F93.8)
· Phobische Störungen (F40.0, F40.1, F40.2, F40.8, F40.9)
· Sonstige Angststörungen (F41.0, F41.1, F41.2, F41.3, F41.8, F41.9)
· Anpassungsstörungen (F43.22)
KLINIK UND DIAGNOSTIK
· Mehrere Informationen und diagnost. Methoden
· Erfassung der Symptome (Empfindungen, Gedanken, Verhalten, Körperreaktionen)
· Entwicklungsunangemessen
· Kriterien gem. ICD-10
· Ausmaß der Beeinträchtigung und des subjektiven Leidens
· Folgen der Symptome für Verhalten und Beziehungen zur Umwelt
· Körperliche Untersuchung und somat. DD
· Abklärung komorbider Störungen
· Therapieleitende Symptom- und Verhaltensanalyse
Fragebögen
· Selbstbeurteilung, Eltern-, Lehrerfb., Fremdbeurteilung (FBB-ANG d. DISYPS-II)
· Alle Angststörungen (Fragebogen für Angststörungen, SBB-ANG des DISYPS-II)
· Trennungsangst (CASI= ChildhoodAnxietySensitivityIndex)
· Spezifische Phobien (FSSC-R Frageb. Zur Erfassung von Ängsten bei Kindern)
· Soziale Phobie (SPAIK= Soizialphobie- und Angstinventar f. Kinder, SASC-R-D= SocialAnxietyScale for Children-revised)
· Generalisierte Angststörung (KAT-II= Kinder-Angst-TestII)
· Schulangst (AFS= Angstfragebögen für Kinder)
Symptom und Verhaltensanalyse:
· Bedeutung von Primärpersönlichkeit und Temperament (Hemmung)
· Bindungserfahrungen und Lebensereignisse (Trauma)
· Auslösende Reize (Situationen, Objekte, Gedanken)
· Reaktion des Kindes auf Reize (körperl., kognitiv, Verhalten)
· Reaktion der Eltern und Bezugsperson
· Modellverhalten der Bezugsperson
· Überbehütete Eltern-Kind-Beziehung
ÄTIOLOGIE
· Temperament
· Belastende Lebensereignisse (Trennungserfahrungen, Erkrankung, Tod, Eheprobleme, KH)
· Modellfunktion (ängstl.-depress., überprotektiv-bindende Mutter, passiver Vater, isolierte Fam.)
· Genetische Faktoren (Zwillingsstudien)
· Ängstlich-unsichere Bindung
· Kognitive Modell (Überaktivierung von Gefahrenschemata)
THERAPIE
· Behandlungsprogramme:
o Psychoedukation von Eltern und Kind
o Kognitive Techniken (inkl. Problemlösetraining)
o Reizkonfrontationsverfahren (systemat. Desensibilisierung...)
o Operante Techniken (soziale Verstärkung, Münzverstärkung)
o Soziales Kompetenztraining/Selbstsicherheitstraining
o Entspannungstraining (progressive Muskelentspannung)
o HÜ (TH-Aufgaben)
o Elterntraining (Abbau dysfunktionaler Gedanken und inadäquaten Elternverhaltens, ggf. Therapie von Ängstlichkeit)
· Psychotherapie (Verhaltenstherapie mit/ohne Elterntraining, einzeln/Gruppe)
· Psychopharmaka
o SSRI
o Benzodiazepine nur in absoluten Krisensituationen, kurzfristig
o MAO-Hemmer bei soz. Phobie
o TZA (Panikstörung/Agoraphobie/Trennungsangst)
o Betarezeptorenblocker (z.B.Propranolol) bei soz. Phobien
o Buspiron, Opipramol bei gen. Angststörung
13.2 Emotionale Störung mit Trennungsangst (F93.0)
panikartig wirkende Reaktionen in Bezug auf Trennung
typisch: Entwicklungsübergänge mit erhöhter Autonomieanforderung; Symptom der Trennungsangst = Schulverweigerung (oft über Wochen oder Monate)
Häufig Somatisierung!!! häufig abrupt und unerwartet;
Psychopathologie:Emotionale Retardierung, Passivität, Gehemmtheit, Abhängigkeit, depressiv, ängstlich, sensitiv
Schulangst = auf die Schule gerichtete Angst; Verhalten von Lehrern/Schülern angstauslösend oder Teil einer umfassenden Angststörung (Leistungsängste...)
Schulphobie = im Kern Trennungsangst mit übermäß. Bindung an prim. Bezugsperson
13.3 Generalisierte Angststörung (F 93.80)
Sorgen oft im Zusammenhang mit zahlreichen oft unbedeutenden Ereignissen und Aktivitäten; an meisten Tagen ohne offensichtlichen Anlass; kein zentrales Angstthema; mind. 6 Monate & mind. Hälfte der Tage
Psychopathologie:Verzerrungen, Vermeidungsverhalten, geringes Selbstvertrauen, negatives Selbstbild, starkes Bedürfnis nach Anerkennung und Rückmeldung; Ruhelosigkeit, nervös, erschöpft, gereizt, Konzentration reduziert, Schlafstörung (Ein- und Durch, unruhiger Schlaf)
DD:MedikamentenNW, Substanzmittelmissbrauch, organische Störungen (Hypothyreose)
13.4 Störung mit sozialer Ängstlichkeit (F93.2)
Sozialphobie des Jugend- und Erwachsenenalter
Psychopathologie: sprechscheu bis mutistisch, verlegen, ängstlich, unsicher
Angst vor Körperreaktionen (Erröten, Erbrechen..); ausgeprägter Leidensdruck
13.5 Spezifische Phobien (= situations- und objektbezogen)
abnorm intensive, auf bestimmte Objekte oder Siutationen bezogene Ängste;
nicht situtionsangemessen; nicht erklärbar; nich unter willentlicher Kontrolle; Vermeidungsverhalten
ICD 10: phobische Störung des Kindesalters
Anhaltende und wiederkehrende Furcht, entwicklungsspezifisch aber übermäßig ausgeprägt und mit deutlichen sozialen Beeinträchtigungen; mind. 4 Wochen
· Angst vor körperlichen Verletzungen/ Tod
· Angst vor natürlichen Ereignissen und Objekten (Tiere, Dunkelheit)
13.6 Agoraphobie (F 40.0)
Angst vor: offenen Plätzen, Menschenmengen, Betreten von Geschäften, Reisen mit Verkehrsmitteln, die Wohnung zu verlassen; zahlreiche körperliche Symptome (HF, Palpitationen, Schweißausbrüche, Atembeschwerden, Thoraxschmerzen, Nausea, Beklemmungsgefühl, Tremor, Mundtrockenheit, Hitze/Kältegefühl, Kribbeln..;)
nicht vor Jugendalter; überwiegend Frauen;
Psychopathologie: Schwindel, Unsicherheit, Schwäche, Benommenheit, Derealisation, Depersonalisation, Angst vor Kontrollverlust, Angst zu sterben
Komorbiditäten: Depressio, Zwangsstörungen, soziale Phobien
13.7 Panikstörung
unvorhersehbare schwere Angstattacken mit massiven vegetativen Symptomen; meist nur über Minuten; eher ab Jugendalter; nich objektbezogen