14 AFFEKTIVE STÖRUNGEN
F30 Manische Episode
F30.0 Hypomanie
F30.1 Manieohnepsychotische Symptome
F30.2 ManiemitpsychotischenSymptomen
F31 BipolareaffektiveStörung
F31.0 gegenwärtighypomanische EpisodeF31.1 gegenwärtigmanische Episode ohnepsychotischeSymptome
F31.2 gegenwärtigmanische Episode mitpsychotischenSymptomen
F31.3 gegenwärtigmittelgradigeoderleichte depressive Episode
F31.4 gegenwärtigschwere depressive Episode ohnepsychotischeSymptome
F31.5 gegenwärtigschwere depressive Episode mitpsychotischenSymptomen F31.6 gegenwärtiggemischte Episode
F32 Depressive Episode
F33 Rezidivierende depressive Störung
F34.0 Zyklothymia
F34.1 Dysthymia
F43.20 Kurze depressive Reaktion (Anpassungsstörung)
F43.21 Längere depressive Reaktion (Anpassungsstörung
F43.22 Angst und depressive Reaktion, gemischt (Anpassungsstörung)
F92.0 Störung des SozialverhaltensmitdepressiverStörung
14.2 DEPRESSIVE STÖRUNGEN
Major Depression (mittelgradigebisschwere)
Minor Depression (leichteFormenderdepressivenEpisoden, depressive Reaktionen, Dysthymien)
DysthymienichtvorderspätenAdoleszenzdiagnostiziert;
Häufigkeit:Kindesalter 2%, Jugendalter 4-8%; biszum 18. LJ. 20% allerjungenMenscheneinmal Depression;BiszumJugendalter: B:M=1:1; abJugendalter M>B
KLINIK:
· Säugling:nach Phase von Weinen und protestierendenSchreien, Rückzug und Apathie (anaklitische Depression), Schlafstörungen, Jaktationen
· Kleinkindalter:Gehemmtheit, Trennungsängstlichkeit, Antriebsminderung
· MittlereKindheit:Traurigkeit, Weinen, depressive Ausdruck, nichtfähigeigene Depression wahrzunehmen; AnhedoniemitSpielunlust, RückgangderPhantasiefähigkeit, sozialerRückzug, Einschlafstörungen, Appetitstörung, Gewichtsverlust, VerschlechterungderSchulleistungen, Müdigkeit, Pasivität;
· Mitzunehmendem Alter:Todeswünsche, -vorstellungen, biszuSuizidalität, psychomotorische Agitation, gleichzeitigÄngstlichkeit, Entschlusslosigkeit, besorgterAusdruck, zwanghafteRituale;
· SpätenKindesalter:niedrigenSelbstwertgefühl, Schuldgefühle;
· AbderAdoleszenz:übersteigerte und verzerrteGefühlederSinnlosigkeit, des Versagens, Schuld, Grübeln, Suizidimpulse, Minderwertigkeitsgefühle, Schlaf- und Appetitstörungen, negative Zukunftsvorstellungen, Suizidalität; wenigerAngstsymptomesowie Kopf- und Bauchschmerzen; imVergleichzuErwachsenenmehrexternalisierendeStörungen, weniger vegetative SymptomesowiepsychotischeSymptome;
PsychopathologischerBefund: Depressive/dysphorischeStimmung, Interessenverlust/Anhedonie; Selbstentwertung/Schuldgefühle; Suizidalität;Energieverlust, Schulleistungsveränderungen, sozialerRückzug; Irretabilität/Aggressivität; KörperlicheBeschwerden; PsychomotorischeHemmung/Agitation; Schlafstörungen, Appetit und Gewichtsveränderungen; Tagesschwankungen; wahnhafteSymptome
Komorbidität:Angststörungen, Zwangsstörungen, Essstörungen, Störungen d. SV, Substanzmissbrauchsstörungen; 30% der MD Dysthymie
Diagnostik:
· Eigenanamnese
o EntwicklungderSymptome, Erstmanifestation/Rezidiv, lebensgeschichtlicherKontext, körperlicheErkrakungen (postinfektiös, endokrin, hämatologisch)
· Familienanamnese
o AffektiveStörungen, andere psych. Störungen, Familiensituation
· PsychopathologischerBefund
· Symptommanifestationsaisonal/zyklisch/prämenstruell
· HilfreicheMaterialienTestpsychologischeUntersuchung:
o SkalazurBeurteilungder Depression beiKindern (CDRS)
o Adoleszenten-Depressions-Beurteilungsskala- Version fürKliniker (ADBS-K) / ADBS-J Version fürJugendliche
o Intelligenzdiagnostik (Über-/Unterforderung)
· KörperlicheUntersuchung (Labor nach IND.)
· Klassifikationgemäß ICD-10: Erstmanifestation/rezidiv, Schweregrad, Chronizität
DD:bipolareaffktiveStörung, ProdromalstadiumSchizophrenie, schizoaffektivePsychose, Anpassungsstörung, Deprssion in VerbindungmitorganischenPsychosyndrom, endokrineStörungen (Hypothyreose), HKS, NW von Antikonvulsiva, Psychostimulanzien, Neuroleptika, Zytostatika, Teilleistungsstörungen, Schlafstörungen, PTSD
ÄTIOLOGIE
· PrädisponierendeFaktoren:
o BiologischeFaktoren:
§ GenetischeVulnerabilität
§ KörperlicheKrankheiten
o PsychologischeFaktoren:
§ Schwieriges Temperament
§ NiedrigerSelbstwert
o FamiliäreFaktoren:
§ Bindungsdefizit
§ Mangelanregung
§ DefezitäreErziehungsstile
§ PsychischeStörungenderEltern
§ DisharmoniederEltern
o LebensgeschichtlicheFaktoren:
§ Verlust- und Trennungserfahrungen
§ Missbrauch
· AuslösendeFaktoren
o Trennungs- und Verlusterfahrungen
o Tyrannisieren (Mobbing)
o Missbrauch
o KrankheitoderVerletzung
o Leistungsversagen
o Trauma
· AufrechterhaltendeFaktoren:
o BiologischeFaktoren:
§ Neurotarnsmitterstörung (Serotonin, Noradrenalin)
§ Dysregulation des endokrinen Systems
§ Dysregulation des Immunsystems
o PsychologischeFaktoren:
§ Negative Kognitionen und Attributionen
§ Defizite an Sozialkompetenz, defezitäresSelbstverstärkung und Bewältigungsfertigkeiten
o FamiliäreFaktoren:
§ DefezitäreKommunikation und Interaktion
§ Vernachlässigung
§ DisharmoniederEltern
§ PsychischeStörungenderEltern
§ Defizite an Selbstwert, negative Attribution und inadequate Bewältigungsfertigkeiten
14.2.4 THERAPIE UND VERLAUF
Psychotherapie
◦ KognitiveVerhaltenstherapie (I):
▪ KognitiveTechniken (MethodenderkognitivenUmstrukturierung, Selbstinstruktionstraining, Problemlösetraining, Selbstmanagement: Selbstbeobachtung, Selbstbewertung, Selbstverstärkung)
▪ FamilienbezogeneTechniken (Kommunikationstraining, Elterntraining)
▪ VerhaltensorientierteTechniken (Aktivitätsaufbau, Selbst- und Fremdverstärkung, sozialesKompetenz- und Problemlösetraining)
▪ EmotionsbezogeneTechniken (Training derEmotionserkennung, Ärgerkontrolltraining, Entspannungsverfahren)
◦ InterpersonaleTherapie (II)
◦ Familientherapie (IV-V)
◦ KlientenzentrierteSpieltherapie (IV-V)
◦ TiefenpsychologischeTherapie (IV-V)
Pharmakotherapie
▪ NurTeileinestherapeutischenGesamtplans
▪ Orientierung am klinischenBild und Schweregrad
▪ BesondersbeischwerenFormen und beiSuizidalität
▪ UmfassendeAufklärungderPatienten und Eltern:(Neben)wirkungen
▪ EinschleichendeDosierung, in sehrschwerenFällenInfusionstherapie
▪ Pulsmessung, Routine- (bzw. spezifische) Laboruntersuchungen, EEG und EKG vorTherapiebeginn und zurVerlaufsdokumentation, Kontrolle des Zahnstatus
▪ Zeitlichbegrenzte, aberausreichendlangeverabreichteMedikation (mindestens 3 Wochen)
▪ BeiNichtansprechenderMedikationWechsel
▪ GrößteZurückhaltungbeimEinsatz von Tranquilizern
▪ Vermeidung von Kombinationspräparaten
▪ SchrittweisesAusschleichenüber 6 Wochen
TrizyklischenAntidepressiva:kaumwirksamerals Placebos,wegenmöglicherkardialerNebenwirkungennichteingesetztwerden (III-IV)
SelektiveSerotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI, z.B. Fluoxetin, Sertralin) Major depression und Dysthymie(II); intensive kinderpsychiatrischeBetreuungimRahmeneiner SSRI-Behandlung;
Beileichten und mittelschwerenDepressionen:Johanniskrautextrakte(IV)
GroßeZurückhaltungistbeiMAO-Hemmern (Moclobemid) in höhererDosierungwegenmöglicher starker Nebenwirkungen und erhöhterSuizidgefahrgeboten.
Bei den imJugendaltereherseltenenschwerenrezidivierendenFormenisteinePhasenprophylaxemitLithiumsalzenoderCarbamazepinindiziert (IV-V).
Verlauf:MD:einJahrnachBeginn70-80% geheilt; 10% anhaltende Depression;
Persistenz je nachSchweregrad, komorbidenZwangsstörung, anhaltendenLebensereignissen, psychoendokrinenFehlregulationen; 40-80% Rückfälleinnerhalb von 2 Monatennach Remission; 50% innerhalb von 3-5 Jahren;Dysthymie:Verlauf von 3-4 Jahre, erhöhtesRisikofür MD;
Langzeituntersuchungen: schwere depressive Störungen des Kindesalters>erhöhtesRisikofür affective Störungen, Suiziadalität, Suizid, Substanzmissbrauchsstälrungen, PS imErwachsenenalter
14.3 BIPOLARE STÖRUNGEN
schwereaffektiveStörung (Depression, Angst, gehobeneStimmung, Erregung) mitphasenhaftemVerlauf; zusätzlichWahnideen, Ratlosigkeit, gestörteSelbsteinschätzung, Wahrnehmungs- und Verhaltensstörungen
Mono/bipolareStörungen; rapid/ultrarapid cycler
PSYCHOPATHOLOGIE:
Depressio:niedergeschlagen, freudlos, antriebsschwach, gehemmt, weinerlich, schwunglos, ohneInteressen, apathisch, ohneWillen, Angstsymptome, Gedankenkreisen, Schuld- und Versündigungsideen (wahnhaft), hypochondrischeÄngste, Schlafstörungen, Appetitstörungen, Obstipationen, Denken und Psychomotorikverlangsamt, Entschlusslosigkeit, Ratlosigkeit, ängstlicher Agitation, Suizidalität.
Manie:Euphorie, Kritiklosigkeit, Leichtsinn, Antriebssteigerung, Impulsivität, Ideenflucht, heiter, gesteigertesSelbstwertgefühhl, ausgeprägtenRededrang, Wort- und Gedankenassoziationenaufgelockert, Verhalten und Gedankensprunghaft, vermindertesSchlafbedürfnis, erhöhteBetriebsamkeit und Hyperaktivität, keineTabuschranken, gespannt, aggressive Stimmung
KOMORBIDITÄT:
ADHS, Störung des Sozialverhaltens, Angst, Substanzmissbrauchsstörungen
DIAGNOSE:
ErstimVerlaufdurchPeriodizität; homologefamiliäreBelastunggewichtigesstützendesKriterium; typischeTagesschwankungenmitMorgentief und Abendhoch; hypomanischeNachschwankungennachdepressivenPhasen und umgekehrt
· Häufigkeit: an meistenTagenderWoche
· Intensität: ausgeprägteStörungen in einod. MittelgradigeStörungen in mehrerenLebensbereichen
· Anzahl: Symptome 3-4 x täglich
· Dauer: 4 odermehrnichtnotwendigerweisezusammenhängendeStunden
SKALA für die BeurteilungderManiebeiKindern- Elternversion (CMRS-E)
DD:
OrganischePsychosen, Schizophrenien, schizoaffektiveStörungen (mind. 2 WochenHalluzinationen und Wahnsymptome), Zyklothymie, nichtpsychotischeDepressionen, PTSD, emotional-instabile PS, ADHS, Störung des Sozialverhaltens;
SymptomederManie: HirnTU u infektionen, Temporallappenanfällen, Hyperthyreose, Urämie, Morbus Wilson, Porphyrie, Medikation (Antidepressiva, Stimulanzien, Steroide), Drogen (Amphetamine, Kokain, Ecstasy)
ÄTIOLOGIE:
GenetischeFaktoren; biochemischeFaktoren (Noradrenalin und Serotonin; Ungleichgewicht/Rezeptorstörung); neuroanatomischeFaktoren (verminderteVoluminaderHirnventrikel, weißenSubstanz, Kaudatum, Putamen, Amygdala, Hippokampus und präfrontalemKortex)
THERAPIE:
Multimodal: Psychopharmaka, Psychoedukation, stützendePsychotherapie (VT, FT),familiebnbezogeneTherapie, stat. Milieutherapie, Physio-, Ergotherapie, Musiktherapie
Psychopharmaka:
A) Antidepressiva
Antriebssteigernde AD nichtbeiängstlich-depressiven, agitierten u. suizidalenPatienten
B) Antipsychotika/ Stimmungsstabilisatoren:
Olanzapin, Risperidon, Quetiapin, Aripiprazol
Lithiumsalze (therapeut. Plasmaspiegel 1-1,5 mmol/l; Rezidivprophylaxe 0,6-1,2), Carbamazepin 600-1200 mg/Tag (serumspiegel 4-12 mikrog/ml);
Valproat 600-1500mg
Lamotrigin 100-200mg
C) Benzodiazepine
Erhaltungstherapieüber 18 Monate- beieinigen Pat. lebenslang
SorgfältigePatientenführung, Laborkontrollenwg. NW!!!!!
Verlauf:
nur 15% mehrals 5 Phasen;
JugendlicheungünstigerenVerlauf (Therapieschwierig, Rezidiveinnerh. EinesJahres)
Prognostischungünstig: rapid cycling, psychot. Symptome, genischteEpisoden, hohe Rate von Komorbiditäten u. fam. Störungen, niedrigersozioökunomischer Status