PSYCHOPHARMAKA
Substanzen zur Behandlung von ADHS:
· Methylphenidat (Ritalin, Concerta, Medikinet)
· D-Amphetamin
· Atomoxitin (Strattera)
· Clonidin (Catapressan)
Indikation:
· ADHS
· Narkolepsie
Allgemein:
· Wirkung innerhalb ersten Wochen; 90% profitieren; Wirksamkeit bei Jugendl. weniger deutlich; Vorschulalter häufig NW;
· Unbehandelte komorbide Störung beeinflußt Wirksamkeit der Med.
· Vorsicht bei Alkohol- und Medikamentenabusus
· Kein erhöhter Substanzmissbrauchsrisiko (eher wenn unbehandelt)
· Verbesserung der Koordination und Graphomotorik
· Pemolin = 2. Wahl (Lebertoxizität)
Pharmakodynamik:
· Wirkmechanismus nur zum Teil bekannt
· Dopaminerge Agonisten (c-Erhöhung des Neurotransmitters Dopamin u.a. Striatum)
Dosierung:
· Beginn niedrig; langsame Steigerung; nach 3 Wochen Plateau mit Stagnation
· Kleine Dosis vor Zubettgehen evtl. Einsschlafen erleichtern
· Zw. 2 Einnahmen evtl. Dysphorie, Reizbarkeit, Rebound-Hyperaktivität – Retardpräp.
· Evtl. Retard und schnellfreisetzendes Präparat am Morgen
· Nach Verhaltensbeobachtung austitrieren
Pharmakokinetik:
· Große interindivid. Schwankungen in Bezug auf Resorption und Bioverfügbarkeit
· Antazida verschlechtern Resorption
NW:
· Bei tiefgreifenden Entwicklungsstörungen häufiger
· Längenwachstum, Appetitlosigkeit, GI-Störungen, Gewichtsverlust
· Bei hohen Dosierungen Exazerbation von Zwangssymptomen
· Nägelkauen, Haaredrehen/-ausreissen
· Pulsfrequenz-, RR-anstieg
· Reboundphänomen (Dysphorie, Reizbarkeit, Hyperaktivität)
· Einschlafschwierigkeiten, Nervosität, Ängstlichkeit
· Traurigkeit, gesteigerte Reizbarkeit, anklammerndes Verhalten
· Psychotische Reaktionen
· Pemolin: hepatotoxisch
Absetzen der Medikation:
· Dysphorische Reaktionen, Rebound-Schlafstörungen od. verstärkt ADHS-Symptome
Vorsichtsmaßnahmen und Anwendungsbeschränkungen:
· Ämgstlichkeit, Anspannung, agitiertes Verhalten oder Ruhelosigkeit
· Psychotische Symptomatik
· Kardiovaskuläre Vorerkrankungen
· Erhöhte zerebrale Erregbarkeit
· Hyperthyreose (Psychostimulanzien Hypothyreose auslösen); euthyreote Unterfkt.
· Pemolin hepatotoxisch
· BB-kontrollen (Leukopenie, ernährungsbedingte Anämie)
· Missbrauch (oral, iv, nasal) mit Toleranzentw. Und psych. Abhängigkeit
· Demaskierung v. Tics (ADHS 5.-6. Lj., Tics 7.-8. Lj.); n. Absetzen rasch Ausgangsniveau
· In manchen Fällen unter Stimulanzien Besserung der Tics; 5-10% Verschlechterung
· Toleranzentwicklung bei 15% (Dosisanpassung; Substanzwechsel)
· Vorsicht bei Alkohol- und Medikamentenmissbrauch
KI:
· Psychot. Störung
· Lebererkrankungen: kein Pemolin
· Vorsicht bei pos. Fanmilienanamnese bzgl. Tourette-Syndrom
· Anorexie
· Neigung zu Ängsten
· Engwinkelglaukom
· Thyreotoxikose
· Tachyarrhytmien, Angina pectoris, ausgeprägte Hypertension
· Pat. Mit MAO-Hemmern
Hinweise für Pflege:
· Multimodales TH-Konzept mit Psychoedukation und verhaltentherapeutischen Interventionen
· Retardtabletten im ganzen geschluckt; Hülle kaum verdaut (Stuhl)
· Nicht abrupt absetzen
· Einschlafschwierigkeiten bei Einnahme am späten Nachmittag
· Einnahme zu oder nach Mahlzeiten; KO von Gewicht und Länge
Wechselwirkungen:
· MAO-Hemmer: hypertensive Krise (Freisetzung großer Mengen Noradrenalin)
· Fluoxetin: verstärkt antidepressive Wirkung
· Venlafaxin: Fallbericht Serotonin-Syndrom
· Johanniskraut: RR-anstieg, Herzrhythmusstörungen, ZNS-Stimulation
· Sertralin/D-Amphetamin: Verstärkung d. Wirksamkeit b. Depressio, Dysthymie, Zwang
Methylphenidat:
Pharmakodynamik:
· Hemmt selektiv präsynaptischen Transporter (z.B. Wiederaufnahme) für Dopamin und Noradrenalin
Dosierung:
· 2,5mg 2 mal tägl.; wöchentlich um 2,5-5 mg steigern; max. 60 mg/Tag
· Retard: 18-20 mg morgens; wöchentlich um 18-20 mg steigern; bis 60 mg
· (Narkolepsie: 10-60 mg; übliche Dosierung 10 mg 2-3 mal am Tag)
Pharmakokinetik:
· Bioverfügbarkeit über 90%
· Max. Plasmaspiegel: Tbl.: 0,3-4 Std.; Retard: 1-8 Std.
· Wirkungseintritt nach 0,5-2 Std.
· Eliminationszeit nach 2-4 Std; Retard im Mittel 3,4 Std
· Wirkdauer: 3-5 Std.; Retard: 8-12 Std.
· Verstoffwechselung: metabolisiert durch CYP2D6; hemmt CYP2D6 und 2C9
NW:
· Nervosität, Ängstlichkeit, Schlafstörung, Ruhelosigkeit, Reizbarkeit, Cephalea, Benommenheit, Weinerlichkeit, Rebound-Depression, selten psychot. Reaktionen, Tourette, Tics, sozialer Rückzug, Abgestumpftheit
· Bauchschmerzen, Übelkeit, Gewichtsverlust, Darmträgheit/Verstopfung bei Concerta
· Pulsfrequenzanstieg, Schwindel, Hypertension, Palpitationen
· Wachstumsverzögerung
· Allerg. Reaktionen (Pharyngitis, Sinusitis, Husten, Ausschlag, Leukopenie, Bbstörung, Anämie, Haarausfall)
· Überdosierung: Erbrechen, agitiertes Verhalten, Tremor, Hyperreflexie, Tremor, Verwirrung, Halluzinationen, Delir, kardiovaskuläre Störungen, Tachykardie, Hypertension
Atomoxetin:
· Keine euphorisierende Wirkung, kein Rebound, weniger Gefahr psychot Symptomatik/Tics/emotionale Auffälligkeiten auszulösen
· Erste positive Verhaltenseffekte nach ca. 1 Woche; volle Wirkung nach 4-6 Wochen
· Nicht durch Betäubungsmittelgesetz geregelt
· Kombination mit Risperidon, Benzamiden, Methylphenidat möglich
Pharmakodynamik:
· Selektive Blockade der Noradrenalin-Wiederaufnahme: steigert Verfügbarkeit von Dopamin und Noradrenalin im frontalen Cortex
Dosierung:
· Bis 70 kg: mit 0,5 mg/kg/Tag beginnen und nach frühestens 3 Tagen auf Zieldosis von 1,2 mg/kg/Tag steiger; 1-2 mal tägl. (morgens und später Nachmittag)
· Über 70 kg: mit 40 mg/Tag beginnen und nach frühestens 3 Tagen auf Zieldosis von 80 mg/Tag steigern; nach 2-4 Wochen keine adäquate Wirkung: max. 100 mg/Tag
· Bei Störung der Leberfunktion: Hälfte der Dosis; schwerer Störung: Viertel
Pharmakokinetik:
· Schnelle Absorption; mit/ohne Nahrung eingenommen
· Max. Plasmaspiegel nach 1-2 Std.;
· Plasmaeliminationshalbwertszeit: 5 Std.; CYP2D6 u. CYP2C!)
NW:
· Cephalea, Rhinitis, Husten, Schmerzen im Epigastrium, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Müdigkeit, Stimmungslabilität
· Appetitminderung und Gewichtsverlust (zu Beginn) dann Gewichtszunahme
· Reizbarkeit, Schlöafstörungen, Sedierung, Mundtrockenheit, Verstopfung, Mydriasis, Tremor, Juckreiz, Depression
· Beginn: Anstieg von Puls und RR
· Einzelfälle: Anstieg der Lebertransaminasen und Bilirubin
Absetzphänomene: keine Hinweise
Vorsichtsmaßnahmen:
· Art. Hypertonie, Tachykardie, kardiovaskulären, zerebrovaskulären sowie hepatischen Erkrankungen mit Vorsicht einsetzen
· Störung der Leberfunktion: Kontrollen der Lebertransaminasen
KI:
· Keine gemeinsame Gabe mit MAO-Hemmern
· Engwinkelglaukom
Überdosierung: unbekannt
Schwangerschaft/Stillzeit: Kategorie C; geht bei Ratten in Muttermilch über
Pflege: Puls und RR, Gewicht und Länge kontrollieren
Wechselwirkung:
· SSRI (Paroxetin, Fluoxetin): Anstieg des Atomoxetinplasmaspiefgels
· MAO-Hemmer: nicht kombinieren; frühestens nach 2 Wochen Absetzen
· Methylphendat: möglicherweise Verstärkung des RR- und Pulsanstiegs
Clonidin
· Catapresan, Catanidin; in erster Linie bei Hypertonie
· ADHS: reduziert Übererregbarkeit, agitiertes Verhalten, Schlafstörungen, Aggressivität
· Kombi mit Methylphenidat od. D-Amphetamin möglich; (lindert Schlafstörungen)
· Bei Heroin und Nikotinentzug gegen Hyperaktivität
· ADHS: 0,05-0,3 mg/d; dissoz. Verh.: 0,15-0,4 mg/d; Angstst.: 0,15-0,5 mg/d
· Oral und perkutan; Spitzenplasmaspiegel nach 3-5 h;
· Tbl.: Wirkung nach 30-60 min.; Pflaster: 2-3 d (hält bis zu bis 7 d)
· NW: Sedierung, Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Gedächtnisstörungen, Cephalea, Mundtrockenheit, art. Hypotension; Hautreaktionen bei Pflaster
· Absetzreaktionen nach längerfristiger Behandlung (1-2 Monaten)
· VORSICHT! 5 berichtete Todesfälle bei Kombination mit Psychostimulantien